Expopharm 2023
Rezeptur-Vorträge auf der expopharm 2023
Die expopharm in Düsseldorf war wieder ein Ort für den offenen Austausch von Wissen, Ideen und Informationen. Der Branchentreff des Jahres bot einen Überblick für das gesamte Apothekenteam zu allen wichtigen Erkenntnissen und Neuheiten des Apothekenmarktes. Zudem gab es ein zertifiziertes Vortragsprogramm mit mehr als 200 Beiträgen, darunter auch zu aktuellen Rezepturthemen wie Defekturprüfung, Lieferengpässe und pädiatrische Zubereitungen. Außerdem wurden sterile Augentropfen live auf der Bühne hergestellt und Schritt für Schritt kommentiert. Die fünf Rezeptur-Vorträge wurden aufgezeichnet und stehen Ihnen hier zur Verfügung.
Freigabeprüfung bei Defekturen
Die Apothekenbetriebsordnung schreibt in Übereinstimmung mit anderen Regelwerken vor, dass Defekturarzneimittel vor der Freigabe entsprechend einer Prüfanweisung einer Endkontrolle zu unterziehen sind. Die dafür verfügbaren analytischen Methoden sind sehr vielseitig und reichen von einfachen sensorischen Prüfungen bis hin zu aufwendigen instrumentellen Methoden zur Gehaltsbestimmung. Dabei erlaubt das Europäische Arzneibuch explizit alternative Methoden. Insbesondere die Kenntnis dieser alternativen Prüfkonzepte zur Charakterisierung der Darreichungsform tragen dazu bei, den Prüfaufwand bei Defekturen in einem angemessenen Umfang und mit akzeptablem Aufwand durchführen zu können. Die Basis für die Festlegung des Prüfumfangs bei Defekturarzneimitteln bildet eine Risikoanalyse. Neben dem Risiko einer Zubereitung für bestimmte Patientengruppen gilt es insbesondere Risikofaktoren, die die Qualität beeinflussen, zu identifizieren und zu bewerten. Die dabei ermittelte Risikoeinstufung beeinflusst unmittelbar den notwendigen Prüfungsaufwand. Durch geeignete flankierende Maßnahmen, wie externe Qualitätsüberprüfung oder Mitarbeiterschulungen, kann das technische Risiko und daran gekoppelt auch der Prüfungsaufwand vor der Freigabe eines Defekturarzneimittels reduziert werden.
Referent: Prof. Dr. Rolf Daniels
Lieferkettenabbrüche und Arzneimittelherstellung in der (Krankenhaus)apotheke
Sie haben es alle in den letzten Jahren deutlich zu spüren bekommen: Die Lieferketten sind durcheinander und manchmal ganz schön löchrig. Aber warum ist das so? Was und wie kann die Rezeptur zur kurzfristigen Lösung im Akutfall beitragen oder scheitern wir dort an denselben Lieferketten? Welche Hindernisse begegnen uns hier? Wir schauen in dem Vortrag auf die Erfahrungen der letzten Monate und Jahre.
Referentin: Dr. Julia Potschadel
Arzneimittelinformationen für die Pädiatrie: Kinderformularium.de
Kinder brauchen nicht nur das richtige Arzneimittel, sondern auch die richtige Dosis und eine kindgerechte Darreichungsform. Weil es zu wenige Medikamente speziell für Kinder gibt, muss die Ärzteschaft Kinder nicht selten mit Medikamenten ohne Kinderzulassung behandeln (sog. off-label Anwendung). Das ist nicht falsch, wenn der Nutzen und die Nebenwirkungen dieser Arzneimittel bei Kindern gut bekannt sind. Was fehlte ist eine zuverlässige Informationsquelle speziell für Kindermedikamente. Vorgestellt wird das KINDERFORMULARIUM.DE, das als unabhängiges, auf den deutschen Arzneimittelmarkt zugeschnittenes Arzneimittelinformationssystem für Kinder und Jugendliche an der Kinder- und Jugendklinik Erlangen mit Hilfe von Apothekerinnen und in Zusammenarbeit mit Arzneimittelexpertinnen aus den Niederlanden entwickelt wurde und auch in den Niederlanden, Österreich und Norwegen zur Verfügung steht. Die Entwicklung des deutschen Kinderformulariums wurde über mehrere Jahre vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert und im Rahmen der KiDSafe-Studie des Innovationsfonds evaluiert (Dtsch Arztebl Int 2023; 120: 425-31; DOI: 10.3238/arztebl.m2023.0123). Gezeigt wurde das Potential der Plattform, die Anzahl von arzneimittelbedingten stationären Aufnahmen zu senken und damit die Arzneimitteltherapiesicherheit für Kinder zu verbessern. Kernpunkt sind wissenschaftlich recherchierte, europäisch abgestimmte und mit Quellen hinterlegte Dosierungen von Arzneimitteln ohne spezielle Zulassung für Kinder. Aber sie finden auch ausführlichen Informationen über zugelassene Medikamente, die für Kinder und Jugendlichen verordnet werden. Das Arzneimittelinformationssystem enthält aktuell 585 Wirkstoffmonographien und wird ständig aktualisiert.
Referent: Prof. Dr. Dr. Wolfgang Rascher
Rezepturarzneimittel und Lieferengpässe in der Pädiatrie
Wahrscheinlich haben auch Sie sich in den letzten Monaten oft eine (funktionierende) Glaskugel gewünscht, um auf die Frage Ihrer Kund:innen "Und wann gibt es das Arzneimittel wieder?" eine befriedigende Antwort geben zu können. Insbesondere in der Pädiatrie konnten wir teilweise auf die rezepturmäßige Herstellung der dringend benötigten Arzneimittel ausweichen, die aus den Ausgangsstoffen oder aus höher dosierten Fertigarzneimitteln hergestellt werden konnten. Unter professioneller Moderation wird in dieser Gesprächsrunde das Thema "Rezepturarzneimittel und Lieferengpässe in der Pädiatrie" vertieft und an Beispielen aus dem Arbeitsalltag einer Krankenhaus-Apotheke anschaulich illustriert. Experten aus dem DAC/NRF-Team, dem universitären Umfeld und dem Kinderformularium schildern ihre Sichtweise und geben Tipps und Tricks, wie das Bewältigen von Lieferengpässen pädiatrischer Arzneimitteln auch ohne Glaskugel gelingen kann.
Referenten: Prof. Dr. Rolf Daniels, Antje Lein, Dr. Julia Potschadel, Prof. Dr. Dr. Wolfgang Rascher
Das Theater mit den Augentropfen
Wo finde ich Informationen zur Augentropfenherstellung? Wie bestimme ich das Isotonisierungsmittel? Luer oder Lock oder Luer-lock? Und wie heisst noch gleich der Bubble Point Test auf schlau? Dr. Sandra Barisch und Dr. Julia Potschadel nehmen Sie mit in die Welt der Augentropfenherstellung und beantworten neben der praktischen Herstellung einer Rezeptur diese und andere Fragen. Erleben Sie mit diesem Rezeptur Live Cooking einen Refresher rund um die Augentropfenherstellung mit vielen praktischen Tipps und Tricks. Am Ende des Theaters mit den Augentropfen - wissen Sie wo und wie Sie schnell die passenden Informationen für Ihre nächste Augentropfenherstellung finden. Sie kennen die Arzneibuchvorgaben und Inprozessprüfungen und notwendigen Materialien. Sie wissen um die Bedeutung der aseptischen Herstellung und Sterilität der Zubereitungen und können diese sicherstellen.
Referentinnen: Dr. Sandra Barisch, Dr. Julia Potschadel
Rezeptur-Videos
Videos rund um die Prüfung von Ausgangsstoffen und Herstellung von Rezepturarzneimitteln:
Rezeptur-Vorträge auf der expopharm 2023