Dr. Herbert Gebler in memoriam
Erinnerung an Dr. Herbert Gebler – Ehrenvorsitzender der Kommission Deutscher Arzneimittel-Codex

Vor wenigen Monaten ist Dr. Herbert Gebler kurz vor Vollendung des 90. Lebensjahres verstorben. Sein Geburtstag am 25. November gibt Anlass an sein langjähriges Wirken für den Deutschen Arzneimittel-Codex (DAC) zu erinnern.
Herbert Gebler war seit der Gründung im Jahre 1968 Mitglied der DAC-Kommission, von 1983 bis 2011 deren Vorsitzender. Für den Vollblutapotheker Gebler war der DAC als Ergänzungsbuch zum amtlichen Arzneibuch eines von mehreren Foren, um seine Vorstellungen vom Apothekerberuf den Kolleginnen und Kollegen in der Praxis näher zu bringen. Mit dem DAC verfolgte er das Ziel, mit Hilfe allgemeingültiger Vorschriften zur Herstellung und Prüfung von Arzneimitteln die analytischen und galenischen Kenntnisse der Apothekerschaft zum Wohle der Patienten einzusetzen. Um das zu erreichen, stellte Herbert Gebler hohe Ansprüche. Zuerst an sich selbst mit seinem enormen Arbeitspensum, dann an die Zielgruppe „Apothekerinnen und Apotheker“ und nicht zuletzt auch an die Zuarbeiter im Maschinenraum des DAC.
Jedem, der für Herbert Gebler arbeiten und damit automatisch auch schreiben durfte, überreichte er als erstes eine von ihm verfasste mehrseitige Richtlinie für gutes Deutsch. So wurden zum Beispiel ausschweifende Bandwurmsätze im substantivischen Stil, der falsche Gebrauch des Genitivus partitivus und Wörter mit -ung oder -bar am Ende stets kritisch beäugt und so lange korrigiert, bis der Autor im Laufe der Zeit von allein darauf verzichtete. Mit Vorliebe verbesserte der umfassend gebildete Humanist fehlerhafte alt- oder neulateinische Synonyme und las anschließend den „Nihilisten“ die Leviten. Herbert Gebler war aber nicht nur in solchen Formalien ein strenger Vorsitzender. Auch inhaltlich mussten die Monographie-Entwürfe sorgfältig vorbereitet werden. Inhaltloses „Geschwafel“ ohne sorgfältige experimentelle Prüfungen akzeptierte er nicht und eine eventuelle Unzufriedenheit äußerte sich dann in frühmorgendlichen Anrufen mit knorrigem Unterton.
Bei der späteren Beratung der Texte im Kreise der DAC-Kommission schonte der Vorsitzende Herbert Gebler auch die Mitglieder nicht unbedingt. Die Tagesordnung war einzuhalten und seiner Ansicht nach ausufernde Kommentare aus professoraler Sicht wurden mit „Zur Sache!“ oder „Weiter!“ beendet. Mit seiner unverwechselbaren Mischung aus Verpflichtung der Sache gegenüber, Disziplin im Austausch der Argumente und Kompromissfähigkeit war Herbert Gebler 28 Jahre lang ein durchaus eigenwilliger, aber sehr geachteter Vorsitzender.
Die Persönlichkeit Herbert Gebler war jedoch nicht nur preußisch-kühl, bisweilen sogar kantig, sondern gleichzeitig auch herzlich und einfühlsam. Hatte man sich sein Vertrauen nach einigen Jahren im wahrsten Sinne des Wortes erarbeitet, ließ er die Zügel lockerer. Die regelmäßigen Telefongespräche über Inhalt und Ziele des DAC wurden nicht mehr morgens in aller Frühe, sondern später am Tag geführt. Das Themenspektrum erweiterte sich auf Reisen, Geschichte, Politik und Finanzmärkte, auch über sehr persönliche Dinge wurde gesprochen.
Herbert Gebler war ein Glücksfall für den DAC und für alle, die ihm als Vorsitzenden zuarbeiten durften. Wir lernten von ihm streng sachorientiert und strukturiert zu arbeiten und dabei die Apothekerschaft als Zielgruppe nicht zu vergessen. Die Mitarbeiter des DAC hatten in Herbert Gebler außerdem einen Vorsitzenden, der immer an ihrer Seite stand. Das war besonders im Jahr 1998 wichtig, als das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker (ZL) umstrukturiert wurde. Er setzte sich damals vehement und mit Erfolg für den Übergang der Abteilungen DAC und NRF vom ZL in den Govi-Verlag ein.
Mit dem Tod Herbert Geblers hat die Apothekerschaft einen ihrer profiliertesten Vertreter verloren, der DAC einen herausragenden Repräsentanten. Für die Mitarbeiter des DAC war Herbert Gebler ein fürsorgender und stets verlässlicher Vorsitzender, dem sie mit Freude zum 90-sten Geburtstag gratuliert hätten. Wir gedenken seiner in Dankbarkeit und werden ihn nicht vergessen.
Im November 2018
Karsten Albert und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der DAC/NRF-Laboratorien