Rezepturtipp der Woche 36/2020
Berliner Blau
Viele von Ihnen werden sich noch an einen klassischen Eisenionen-Nachweis aus Ihrer Ausbildungs- oder Studienzeit erinnern können. Gemeint ist der Nachweis mit gelbem Blutlaugensalz (Kaliumhexacyanoferrat (II)) oder rotem Blutlaugensalz (Kaliumhexacyanoferrat (III)), je nachdem welche Wertigkeit das nachzuweisende Eisenion hat. Das bei der Reaktion entstehende tiefblaue, anorganische Pigment Berliner Blau ist auch unter vielen anderen Bezeichnungen bekannt, die auf den Entdecker (Diesbachblau, Turnbulls Blau) oder den Herstellungsort (Pariser Blau, Preußisch Blau) hinweisen, um nur einige der vielen Bezeichnungsherkünfte zu nennen.
Neben den vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten von Berliner Blau in der Analytik und als Färbemittel, wird es zum Beispiel in der Kunst und als Antidot in der Medizin verwendet.
Eine ausreichend genaue Identifizierung eines Ausgangsstoffes ist bei der Identitätsprüfung mittels der Alternativen Identifizierung gegeben, wenn zwei definierte unabhängig voneinander vorliegende Nachweisreaktionen positiv für einen Ausgangsstoff sind.
Diese Vorgabe wird zum Beispiel durch die Prüfung mittels Dünnschichtchromatographie und der daraus resultierenden Laufweite des Ausgangsstoffes sowie der Farbreaktion durch Besprühen der DC-Platte erfüllt.
Butylhydroxyanisol und Butylhydroxytoluol lassen sich auf einer DC-Platte durch Berliner Blau anfärben. Dabei wird sich zu Nutze gemacht, dass die beiden Ausgangsstoffe antioxidative Eigenschaften aufweisen und somit als Reduktionsmittel wirken.
Als Sprühreagenz wird nach der Prüfvorschrift von Butylhydroxyanisol und Butylhydroxytoluol eine Mischung aus Eisen(III)-chlorid R und Kaliumhexacyanoferrat(III) R in Wasser R verwendet. Das dreiwertige Eisen des roten Blutlaugensalzes wird durch die Ausgangsstoffe zu zweiwertigem Eisen reduziert. Das entstandene gelbe Blutlaugensalz reagiert nun mit dem Eisen(III)-chlorid zu Berliner Blau und färbt an dieser Stelle die Flecke des Butylhydroxyanisol oder Butylhydroxytoluol auf der DC-Platte (s. Bild).
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